
The Last Harvest
By Woll Townie

15 Aug, 2023

In einem kleinen Dorf lebten die Menschen in ständiger Ehrfurcht vor dem Sensenmann. Geschichten über ihn wurden von Generation zu Generation weitergegeben, und obwohl niemand ihn je gesehen hatte, wussten alle, dass er existierte.

Es war ein kühler Herbstabend, als der alte Müller, Herr Friedrich, auf seinem Sterbebett lag. Das Zimmer war nur von einer flackernden Kerze erleuchtet, die Schatten an die Wände warf.

Seine Familie stand um ihn herum, hoffend, dass er noch ein paar letzte Worte mit ihnen teilen würde. Sie hielten einander fest, Ängste und Tränen in ihren Augen.

Plötzlich ging die Tür auf, und eine kühle Brise wehte herein. Ein langer, dunkler Schatten erschien auf der Schwelle, und das Flüstern des Windes verstummte.

Es war der Sensenmann, sein Skelett von einer dunklen Kutte verhüllt und ein breitkrempiger Hut, der sein gesichtloses Antlitz verbarg. In seiner knöchernen Hand hielt er die berüchtigte Sense.

Die Familie trat zurück, ihre Gesichter von Angst gezeichnet. Doch der Sensenmann beachtete sie nicht. Er trat auf Friedrich zu, seine Bewegungen so leise wie der Wind.

"Ich bin gekommen, um dich zu holen, Friedrich," sagte der Sensenmann mit einer Stimme, die kalt und unerbittlich war. Die Worte schienen in der Luft zu hängen, lange nachdem er sie ausgesprochen hatte.

Friedrich atmete tief ein und sah den Sensenmann fest an. "Ich habe auf dich gewartet", sagte er mit schwacher Stimme. Sein Blick war fest, seine Haltung entschlossen.

Der Sensenmann nickte. "Deine Zeit ist gekommen, Friedrich. Deine letzte Ernte ist eingefahren. Es ist an der Zeit, dass du dich ausruhst." Seine Worte waren wie ein Versprechen, sanft und tröstend.

Friedrich schloss seine Augen und ließ einen letzten Atemzug aus. Als er seine Augen wieder öffnete, war der Sensenmann nicht mehr da. Nur der Wind war noch da, der durch die leeren Räume wehte.

Friedrichs Familie stand still, ihre Gesichter von Trauer gezeichnet. Sie umarmten sich fest und verabschiedeten sich von ihrem geliebten Vater und Großvater. Ihre Tränen mischten sich mit dem Wind, der durch das Haus wehte.

Die Zeit verging, und das Leben im Dorf ging weiter. Sie erinnerten sich an Friedrich und erzählten Geschichten über ihn, genau wie sie Geschichten über den Sensenmann erzählten.

Der Sensenmann war immer noch ein Teil ihrer Geschichten, ein Teil ihrer Ängste und Respekt. Aber jetzt, nach Friedrichs Tod, war er auch ein Teil ihrer Hoffnung.

Der Sensenmann war derjenige, der ihre Geliebten in den Schlaf führte, nachdem sie ihre letzte Ernte eingefahren hatten. Er war nicht länger nur eine Figur, die sie fürchten sollten.

Er war nun ein Symbol für das Ende des Lebens und den Beginn der Ruhe, eine Erinnerung daran, dass das Leben ein ständiger Kreislauf von Anfang und Ende ist, von Aussaat und Ernte.

Und so lebten die Dorfbewohner weiter, erzählten Geschichten, ernteten ihre Felder und ehrten den Sensenmann, als sie ihre Lieben in die ewige Ruhe entließen.

In dem kleinen Dorf, das von der Zeit vergessen schien, vergaßen die Menschen nie den Sensenmann. Sie lebten in Ehrfurcht vor ihm, aber auch in Dankbarkeit.

Denn sie wussten, dass er da war, um sie zu führen, wenn ihre Zeit gekommen war. Er war derjenige, der sie in den Schlaf führte, nachdem sie ihre letzte Ernte eingefahren hatten.

Und sie wussten, dass, wenn ihre Zeit gekommen war, sie sich nicht fürchten mussten. Sie würden bereit sein, genau wie Friedrich es gewesen war.

Und so gingen die Jahre dahin, und die Geschichten des Sensenmannes wurden weiter von Generation zu Generation überliefert. Er war ein Teil ihres Lebens, ihrer Kultur und ihrer Geschichte.

Auch wenn sie ihn nie gesehen hatten, wussten sie, dass er existierte. Sie wussten, dass er da war, irgendwo in den Schatten, wartend, bis ihre eigene letzte Ernte gekommen war.

Und sie wussten, dass, wenn diese Zeit gekommen war, sie den Sensenmann willkommen heißen würden, wie einen alten Freund. Und er würde sie in den Schlaf führen, in ihre ewige Ruhe.

Und so, inmitten von Leben und Tod, Freude und Trauer, Aussaat und Ernte, war der Sensenmann immer präsent. Er war die ständige Erinnerung an das Unvermeidliche, aber auch an die Hoffnung.

Sie sahen ihn nicht als etwas Böses, sondern als einen Teil des Lebens selbst. Ein notwendiges Ende, das jedem Anfang folgt, eine letzte Ruhe nach einer langen Reise.

Und obwohl das Dorf von der Zeit vergessen schien, vergaßen sie nie den Sensenmann. Sie lebten in Ehrfurcht, in Dankbarkeit und in Hoffnung, durch die Geschichten, die sie erzählten, und die Erinnerungen, die sie bewahrten.